Der Vergleich
zweier Romane
Das verworrene Verhältnis von „Das Labyrinth der Träumenden
Bücher“ zu „Die Stadt der Träumenden Bücher“ lässt sich an zwei Zitaten, deren
Kontext im Folgenden näher beleuchtet werden soll, besonders trefflich entwirren.
Das erste Zitat lautet: „Hier geht die Geschichte weiter“[1]
und das zweite, bei dem *Hildegunst von Mythenmetz als Erzähler retrospektiv
von sich selbst spricht: „Ich war zu einem [...] verhätschelten Popanz
verkommen, [...] der nur noch sich selbst zitierte und die eigenen Werke
kopierte, ohne es zu bemerken.“[2]
Katja Pawlik meint denn auch in Bezug auf dieses duale Verhältnis des Texts,
einerseits als Fortsetzung und andererseits als Kopie, dass „[m]it der Neu- und
Umschreibung von Die Stadt der Träumenden
Bücher [...] in Das Labyrinth der
Träumenden Bücher die Grunderfahrungen des Labyrinths auf Ebene der
Narration reproduziert [werden]: Wiederholung und Variation.“[3]
„Hier geht die Geschichte weiter.“ Eine Fortsetzung?
„Hier geht die Geschichte weiter.“ Eine Fortsetzung?
Bereits im Peritext von „Das Labyrinth der Träumenden
Bücher“ werden gezielt Verweise auf „Die Stadt der Träumenden Bücher“ platziert,
die das Buch als Fortsetzung erscheinen lassen. Neben dem Titel vermittelt auch
die ähnliche Gestaltung des Bucheinbands eine zugrundeliegende Kontinuität. Auf
dem Bucheinband von „Die Stadt der Träumenden Bücher“[4]
ist, umringt von Buchrücken, ein in
einem Buch lesender Buchling zu sehen, während sich an nahezu selber Stelle bei
„Das Labyrinth der Träumenden Bücher“, umringt von Buchdeckeln, Hildegunst von
Mythenmetz ein geschlossenes Buch in einer Klaue haltend befindet.
Beim Schmutztitel handelt es sich jeweils um die Titelseitenabbildung,
die ohne Nennung des Titels als nicht kolorierte Zeichnung dort abgedruckt ist.[5]
Das Frontispiz von „Das Labyrinth der Träumenden Bücher“ enthält Informationen
zu diesem Roman, zu Hildegunst von Mythenmetz und zu Walter Moers.[6]
Im dort Lesbaren wird einerseits Mythenmetz als Autor benannt, der „einer
großen Leserschaft [...] vor allem durch ‚Die Stadt der Träumenden Bücher‘“[7]
bekannt sei, andererseits heißt es dort ebenfalls: „Walter Moers, sein Schöpfer
[gemeint ist hier Hildegunst von Mythenmetz], hat sich mit seinen
phantastischen Romanen weit über die Grenzen des deutschen Sprachraums hinaus
in die Herzen der Leser und Kritiker geschrieben.“[8]
Das Titelblatt hingegen benennt Mythenmetz als Autor und *Moers wird auf seine
fiktive Rolle als Illustrator und Übersetzer reduziert.[9]
Dementsprechend überwinden die Leser mit dieser Seite, nachdem zuvor noch
Walter Moers als eigentlicher Autor von „Das Labyrinth der Träumenden Bücher“ bezeichnet
wurde, die Schwelle zur Fiktion. Dasselbe gilt auch für „Die Stadt der
Träumenden Bücher“.[10]
Noch bevor das erste Kapitel beginnt, wartet „Das Labyrinth der Träumenden Bücher“ mit zwei Illustrationen *Walter Moers’ auf, die einerseits einen bei Kerzenschein und vermittels einer Lesehilfe lesenden Buchling[11] und andererseits Hildegunst von Mythenmetz in seiner roten Phase[12] ebenfalls mit Lesehilfe[13] vor einem Bücherregal zeigen, das nicht nur mit Büchern, sondern auch mit Figuren aus den vorherigen Romanen gefüllt ist. Durch diese Illustration werden Mythenmetz’ literarische wie körperliche Veränderung im Vergleich zu „Die Stadt der Träumenden Bücher“ hervorgehoben.
Noch bevor das erste Kapitel beginnt, wartet „Das Labyrinth der Träumenden Bücher“ mit zwei Illustrationen *Walter Moers’ auf, die einerseits einen bei Kerzenschein und vermittels einer Lesehilfe lesenden Buchling[11] und andererseits Hildegunst von Mythenmetz in seiner roten Phase[12] ebenfalls mit Lesehilfe[13] vor einem Bücherregal zeigen, das nicht nur mit Büchern, sondern auch mit Figuren aus den vorherigen Romanen gefüllt ist. Durch diese Illustration werden Mythenmetz’ literarische wie körperliche Veränderung im Vergleich zu „Die Stadt der Träumenden Bücher“ hervorgehoben.
Mit dem Übergang von der ersten zur zweiten Illustration,
von Buchling zu Mythenmetz, wird der veränderte Fokus, der in „Das Labyrinth
der Träumenden Bücher“ auf Hildegunst von Mythenmetz gesetzt ist, grafisch
eingefangen.[14] Hierauf
folgt ein kurzes Mottogedicht[15],
bei dem es sich um ein „Buchhaimer Kinderlied“ handeln soll:
Einst
Kam der Schwarze Mann
Und zündet’ Buchhaim an
Es brannte lichterloh
Der Schwarze Mann also
Dann ging dahin die Zeit
Und mit ihr alles Leid
Doch eh man sich versah
War Buchhaim wieder da[16].
Dieses Mottogedicht verweist noch vor der Lektüre des
ersten Kapitels von „Das Labyrinth der Träumenden Bücher“ darauf, dass Buchhaim
nach dem Brand[17], den
das Ende von „Die Stadt der Träumenden Bücher“ beschrieb,[18]
wieder aufgebaut wurde. Der Erzähler *Mythenmetz adressiert denn auch die
Vernichtung der Stadt und damit die abschließenden Geschehnisse von „Die Stadt
der Träumenden Bücher“ bereits im ersten Kapitel von „Das Labyrinth der
Träumenden Bücher“:
Die Stadt der Träumenden Bücher ist doch abgebrannt, werft ihr ein. Nun, das ist sie in der Tat. Von einer gnadenlosen Feuersbrunst wurde sie verwüstet, vor langer Zeit, und niemandem ist das schmerzlicher bewusst als mir. Denn ich war dabei. Ich sah mit eigenen Augen, wie Homunkoloss, der Schattenkönig, sich selbst entzündete, um das größte Feuer zu entfachen, das Buchhaim je erlebt hat.[19]
Über diesen Rückbezug auf die eigene autobiografische
Schrift verbindet *Mythenmetz fiktionsintern über die zeitliche Abfolge beide
Texte miteinander, betont gleichzeitig aber auch mit den Worten „vor langer
Zeit“[20],
dass die Ereignisse aus „Die Stadt der Träumenden Bücher“ in der Vergangenheit
liegen und er selbst, wie die Stadt Buchhaim, die „[i]nzwischen [...] wieder
aufgebaut worden“[21]
ist, älter geworden und nicht mehr wie einst sei.[22]
Jene hier schon zitierten ersten Worte des ersten Kapitels „Hier
geht die Geschichte weiter“[23],
suggerieren bereits zu Beginn der Lektüre des Romans, dass es sich bei „Das
Labyrinth der Träumenden Bücher“ um eine Fortsetzung von „Die Stadt der
Träumenden Bücher“ handelt. Innerhalb des ersten Kapitels wird die zeitliche
Differenz, die zwischen diesen beiden Werken liegt, „[ü]ber zweihundert Jahre
ist das her“[24],
explizit benannt.
*Hildegunst von Mythenmetz schildert nach diesen ersten
Worten in den darauffolgenden drei Sätzen, die wie eine knappe Vorausdeutung
wirken, tatsächlich den gesamten Handlungsverlauf des Romans.
Sie erzählt, wie ich nach Buchhaim zurückkehrte und zum zweiten Mal hinabstieg in die Katakomben der Bücherstadt. Sie handelt von alten Freunden und neuen Feinden, von neuen Mitstreitern und alten Widersachern. Sie handelt aber vor allem, so unglaublich es klingen mag, vom Schattenkönig.[25]
Diese Sätze sind derart unkonkret in ihren Beschreibungen,
dass die Leser Vieles in sie hinein interpretieren können, dass „Das Labyrinth
der Träumenden Bücher“ jedoch mit dem abermaligen Abstieg von Mythenmetz in die
Katakomben endet und dementsprechend die Ereignisse in den Katakomben anders
als jene an der Oberfläche der Stadt nicht in diesem Roman erzählt werden, bricht
gezielt eine aufgebaute Leseerwartung.[26]
Dasselbe gilt für den Schattenkönig, von dem diese Geschichte laut *Mythenmetz „aber
vor allem“[27]
handeln soll, der nur als Mythos[28],
als bloße Andeutung und Erwähnung, innerhalb des Erzählten vorzufinden ist.
Dass es sich bei „Das Labyrinth der Träumenden Bücher“
nicht um eine chronologisch direkte Fortführung der Geschehnisse von „Die Stadt
der Träumenden Bücher“ handelt, sondern stattdessen um eine „motivische“, *Moers
bezeichnet sie als „‚[...] eine regelrechte Fortsetzung [...]‘“[29],
gab der Übersetzer *Walter Moers bereits im Nachwort von „Die Stadt der
Träumenden Bücher“ zu verstehen.[30]
Die Doppeldeutigkeit des Begriffs Fortsetzung wird innerhalb dieses Nachworts
von *Moers zur Schau gestellt, wenn er seine Leserschaft dazu auffordert sich
für eine der beiden Möglichkeiten zu entscheiden.[31]
„[...] Sollte ich der Chronologie folgen, wäre konsequenterweise das nächste Kapitel dran, in welchem Hildegunst seine Abenteuer in der Friedhofsstadt Dullsgard beschreibt. Eine andere Möglichkeit wäre, an Die Stadt der Träumenden Bücher anzuknüpfen – denn es existiert tatsächlich eine regelrechte Fortsetzung davon. [...] Also: Dullsgard oder Buchhaim? Das ist hier die Frage. Vielleicht hilft mir ja der eine oder andere Leser in dieser schwierigen Angelegenheit und gibt sein Votum per E-Mail an mythenmetz@piper.de. [...]“[32]
Im Vorwort von „Weihnachten auf der Lindwurmfeste oder
Warum ich Hamoulimepp hasse“ gibt *Moers dagegen an, dass Mythenmetz nach „seinen
traumatischen Erlebnissen in den Katakomben von Buchhaim“[33]
sich „zur Kur auf der zamonischen Nordmeerinsel Eydernorn“[34]
befand, von der aus er jenen Brief an Hachmed Ben Kibitzer versandt habe, der
die Grundlage für „Weihnachten auf der Lindwurmfeste oder Warum ich Hamoulimepp
hasse“ bildet.[35] In
einer Anmerkung schreibt *Moers, dass „[m]ehr dazu im Briefroman ‚Die Insel der
1000 Leuchttürme‘“[36]
zu lesen sei, der allerdings gegenwärtig noch nicht erschienen ist.[37]
In Hildegunst von Mythenmetz’ „halber Biografie“ wird zwar
erwähnt, dass in seinem „Reisetagebuch eines sentimentalen Dinosauriers“
Hildegunst von Mythenmetz „über eine Durchwanderung der Untoten-Stadt Dullsgard“[38]
berichtet, allerdings wird dort durch *Moers zuvor angegeben, dass Mythenmetz „Zamonien
auf einer verschlungenen Reise [durchstreifte], die er größtenteils zu Fuß
bewältigte und deren tatsächliche Stationen nicht mehr nachprüfbar sind.“[39]
Dementsprechend besteht zwar für die Leser eine Ungewissheit bezüglich der chronologischen
Fortsetzung von „Die Stadt der Träumenden Bücher“, gleichzeitig wird jedoch „Das
Labyrinth der Träumenden Bücher“ als eine Fortführung der Geschehnisse von „Die
Stadt der Träumenden Bücher“ inszeniert und damit die Abgeschlossenheit von
„Die Stadt der Träumenden Bücher“, die mit den Worten „Denn hier hört die
Geschichte auf“[40] zum
Ausdruck gebracht wird, aufgebrochen und ad absurdum geführt.[41]
Fortgesetzt wird allerdings auch die Auseinandersetzung zwischen Mythenmetz und
*Moers, worauf das nächste Kapitel noch im Detail eingehen wird.
„Das Labyrinth der Träumenden Bücher“ ist jedoch „nicht nur
eine Fortsetzung, sondern auch eine réécriture“[42],
was sich an der Parallelisierung der beiden Romane und ihrer Elemente zeigt, die
sowohl im Theaterstück von „Die Stadt der Träumenden Bücher“ als auch in der
Struktur des Romans „Das Labyrinth der Träumenden Bücher“ vorzufinden ist und
im nächsten Unterkapitel näher betrachtet wird. Dem Konzept des
Parallelisierens folgend ist in Bezug auf Mythenmetz festzustellen, dass „wir
im ersten Roman einen Jugendlichen [erlebten], der auf der Suche nach sich
selbst und seiner Zukunft ist, [...] [während] er sich im zweiten Teil durch
seine Selbstgefälligkeit und Gefallsucht quasi wieder zurück in diese Position
befördert“[43] hat,
was Hildegunst von Mythenmetz selbst, als er sich neuerlich auf dem Weg nach
Buchhaim befindet, artikuliert, womit er die Parallelen beider Reisen, ja pars
pro toto beider Romane benennt:
Ich fühlte mich fast wie damals, als ich zum ersten Mal nach Buchhaim gereist war: übergewichtig, übernächtigt, überdrüssig, in denkbar schlechter geistiger und körperlicher Verfassung, aber auch in beinahe kindlicher Vorfreude auf die anstehenden Ereignisse und Abenteuer.[44]
Alles nur eine Kopie. Rewriting,
Palimpsest und Doppelgänger
Beide Romane beginnen mit einer Warnung des Lesers vor der
Lektüre,[45] wobei
„Das Labyrinth der Träumenden Bücher“ den Lesern ihr eventuelles Vorwissen um
die „Gefährlichen Bücher“[46]
und um Mythenmetz’ Vergiftung mit einem solchen[47]
in Erinnerung ruft. Hierauf folgt in beiden Texten ein Gemeinmachen des
Erzählers *Mythenmetz mit der verbleibenden mutigen Leserschaft,[48]
worauf eine erste Beschreibung von Buchhaim aus der Ferne,[49]
Schilderungen der eigenen Situation auf der Lindwurmfeste,[50]
und das Ringen eines Lindwurms mit dem Tod[51]
geschildert werden. Diese Parallelen des Aufbaus und der Handlung durchziehen
den gesamten Roman. Sukzessiv werden in „Das Labyrinth der Träumenden Bücher“
alte Schauplätze, bekannte Figuren und wichtige Bestandteile aus „Die Stadt der
Träumenden Bücher“ abermals aufgegriffen und in gewandelter Form, meist konträr
den vormaligen Erlebnissen, dem Publikum literarisch und zeichnerisch
dargeboten, hierbei „demonstrieren die divergierenden Elemente [...] noch
deutlicher“[52] die
Parallelen beider Bücher. Exemplarisch sollen im Fortgang dieses Unterkapitels die
wesentlichen Beispiele hierfür genannt werden.
Wie in „Die Stadt der Träumenden Bücher“ erhält auch in „Das Labyrinth der Träumenden Bücher“ Hildegunst von Mythenmetz ein Manuskript,[53] das ihn jeweils im Morgengrauen des nächsten Tages[54] eine Reise nach Buchhaim antreten lässt.[55] Beide Texte befassen sich mit „einem Schriftsteller, der sich im horror vacui vor einem Blatt Papier [...], im Angesicht der Furcht vor dem leeren weißen Papier“[56], befindet. Diese Wiederholung und Verbindung wird vom Erzähler *Hildegunst von Mythenmetz bewusst betont: „Es war ein mysteriöser Brief. Ja, genau wie damals, bei meiner ersten Reise nach Buchhaim, war es ein handschriftliches Manuskript, das alles ins Rollen brachte.“[57] *Mythenmetz zitiert aus diesen beiden Manuskripten jeweils nur einen Satz und paraphrasiert den sonstigen Inhalt,[58] sodass seine Leserschaft nicht selbst über die Qualität des jeweiligen Manuskripts urteilen kann. Während das Manuskript in die „Die Stadt der Träumenden Bücher“ als ein perfekter Text bezeichnet[59] und anhand der Reaktion anderer Figuren als ein solcher dargestellt wird,[60] der Hildegunst von Mythenmetz dazu veranlasst, sich selbst und sein eigenes Schreiben radikal zu hinterfragen[61] und in die Ferne zu ziehen, um den Verfasser dieses Manuskripts zu suchen, damit er ihn ausbilde,[62] wird das Manuskript in „Das Labyrinth der Träumenden Bücher“ von *Mythenmetz als „uninspiriert“[63], „weinerlich, deprimierend und trostlos“[64] benannt. Es stünde „kein einziger Satz von Wert darin. Lauter Allerweltszeug, das der schriftstellerischen Formulierung nicht bedurfte.“[65] In diesem zweiten Manuskript, „de[m] schlechtesten Text, den ich jemals gelesen hatte“[66], wie *Mythenmetz angibt, muss er jedoch sodann „[s]ein[en] Stil, [s]eine Wortwahl, [s]eine bandwurmlangen Schachtelsätze“[67] erkennen, was wiederum zu Selbstzweifeln, der Erkenntnis, dass er sein derzeitiges Leben ändern müsse, und schließlich zu einer erneuten Reise nach Buchhaim führt.[68] Mythenmetz muss sich sodann „[b]eide Male [...] in Buchhaim in einer ihm unbekannten Welt zurechtfinden“[69], erkundet einerseits in „Die Stadt der Träumenden Bücher“ die Stadt Buchhaim,[70] die Katakomben der Stadt[71] und verschiedene literarische Werke[72] und vertieft sich andererseits in gleicher Manier in „Das Labyrinth der Träumenden Bücher“ in das neu errichtete Großbuchhaim[73], den Puppetismus und unterschiedliche Theaterstücke[74].
Wie in „Die Stadt der Träumenden Bücher“ erhält auch in „Das Labyrinth der Träumenden Bücher“ Hildegunst von Mythenmetz ein Manuskript,[53] das ihn jeweils im Morgengrauen des nächsten Tages[54] eine Reise nach Buchhaim antreten lässt.[55] Beide Texte befassen sich mit „einem Schriftsteller, der sich im horror vacui vor einem Blatt Papier [...], im Angesicht der Furcht vor dem leeren weißen Papier“[56], befindet. Diese Wiederholung und Verbindung wird vom Erzähler *Hildegunst von Mythenmetz bewusst betont: „Es war ein mysteriöser Brief. Ja, genau wie damals, bei meiner ersten Reise nach Buchhaim, war es ein handschriftliches Manuskript, das alles ins Rollen brachte.“[57] *Mythenmetz zitiert aus diesen beiden Manuskripten jeweils nur einen Satz und paraphrasiert den sonstigen Inhalt,[58] sodass seine Leserschaft nicht selbst über die Qualität des jeweiligen Manuskripts urteilen kann. Während das Manuskript in die „Die Stadt der Träumenden Bücher“ als ein perfekter Text bezeichnet[59] und anhand der Reaktion anderer Figuren als ein solcher dargestellt wird,[60] der Hildegunst von Mythenmetz dazu veranlasst, sich selbst und sein eigenes Schreiben radikal zu hinterfragen[61] und in die Ferne zu ziehen, um den Verfasser dieses Manuskripts zu suchen, damit er ihn ausbilde,[62] wird das Manuskript in „Das Labyrinth der Träumenden Bücher“ von *Mythenmetz als „uninspiriert“[63], „weinerlich, deprimierend und trostlos“[64] benannt. Es stünde „kein einziger Satz von Wert darin. Lauter Allerweltszeug, das der schriftstellerischen Formulierung nicht bedurfte.“[65] In diesem zweiten Manuskript, „de[m] schlechtesten Text, den ich jemals gelesen hatte“[66], wie *Mythenmetz angibt, muss er jedoch sodann „[s]ein[en] Stil, [s]eine Wortwahl, [s]eine bandwurmlangen Schachtelsätze“[67] erkennen, was wiederum zu Selbstzweifeln, der Erkenntnis, dass er sein derzeitiges Leben ändern müsse, und schließlich zu einer erneuten Reise nach Buchhaim führt.[68] Mythenmetz muss sich sodann „[b]eide Male [...] in Buchhaim in einer ihm unbekannten Welt zurechtfinden“[69], erkundet einerseits in „Die Stadt der Träumenden Bücher“ die Stadt Buchhaim,[70] die Katakomben der Stadt[71] und verschiedene literarische Werke[72] und vertieft sich andererseits in gleicher Manier in „Das Labyrinth der Träumenden Bücher“ in das neu errichtete Großbuchhaim[73], den Puppetismus und unterschiedliche Theaterstücke[74].
Bei der ersten Erkundung der Stadt werden diese Unterschiede
bereits deutlich, Mythenmetz’ Auseinandersetzung mit einem Zwerg nimmt die
gegenteilige Entwicklung,[75]
die „Lebenden Zeitungen“ von einst, die die Neuigkeiten Buchhaims verbreiteten,[76]
wurden mit „Lebenden Historischen Zeitungen“ ergänzt, die über die
Vergangenheit der Stadt berichten[77]
und die Begegnung mit Ovidios von Versschleifer ist nicht nur gänzlich anderer
Art, sondern zeigt diesen auch im Gegensatz zu einst nicht mehr als armen und
bedeutungslosen Poeten, sondern als gemachten und anerkannten Dichter,[78]
was ebenfalls für Mythenmetz selbst gilt.[79]
Der Geist Großbuchhaims wird entgegen dem der einstigen Stadt nicht mehr vom im
Buch gedruckten Wort, sondern vom auf der Bühne gesprochenen Wort beherrscht.
Denn obschon die Stadt immer noch „eine pulsierende Metropole des zamonischen
Buchwesens, eine magnetisch anziehende Pilgerstätte der Literatur, Verlegerei
und Druckkunst“[80] ist,
„neben der das alte Buchhaim wirken würde wie ein Winkelantiquariat neben einer
Staatsbibliothek“[81],
wird ihr kulturelles Leben vom Puppentheater bestimmt, wie einst das alte
Buchhaim von der Holzzeit, jenen „beschaulichen Stunden des Abends“[82],
in denen „die Meisterleser ihre Veranstaltungen“[83]
abhielten. Jedoch sei die Holzzeit, den Ausführungen der Schreckse Inazea
Anazazi nach, da „die Meisterleser [...] fast nur noch den populären Kram“[84]
lesen würden, „nur noch was für Heuwagen-Touristen“[85]
und anstelle der Holzzeit „spiel[e] sich die Abendunterhaltung für das gehobene
Publikum heute vorwiegenden in den Puppentheatern ab“[86].
Wiederum finden sich in „Das Labyrinth der Träumenden
Bücher“ ein Gespräch mit einem kultiviert und freundlich wirkenden Librinauten,[87]
wie zuvor mit dem Bücherjäger[88]
Colophonius Regenschein[89],
und eine Figur, die von ihrer Vergangenheit erzählt und wie diese mit Phistomefel
Smeik verbunden ist.[90]
Ein Mitglied der Familie Smeik überreicht Mythenmetz jeweils eine
Eintrittskarte,[91] die
ihn ins Labyrinth von Buchhaim befördert,[92]
im Fall von Phistomefel Smeik über ein Trompaunenkonzert und im Fall von Corodiak
Smeik über eine Vorstellung des „Unsichtbaren Theaters“.
Die beiden Romane enden mit gegensätzlichen räumlichen Bewegungen,
aber anscheinend beide Male mit einem Ormrausch des Lindwurms. Während das
erste Mal Hildegunst von Mythenmetz sich aus dem Labyrinth wieder an die
Oberfläche begibt, um dort im Licht der Sterne erstmals das Orm zu spüren,[93]
befindet sich Mythenmetz beim zweiten Mal auf dem Weg ins Labyrinth, um dort im
Dunkel zu meinen, dass er das Orm erfahren habe,[94]
worauf der Roman in seiner Handlung abbricht.[95]
Der Ormrausch in „Die Stadt der Träumenden Bücher“ lässt Mythenmetz ebendiesen
Roman schreiben, hat in „Das Labyrinth der Träumenden Bücher“ aber anscheinend
keine Wirkung. Die Äußerung Mythenmetz‘ „Und dann war es plötzlich vorbei. Die
Furcht, die Töne und Bilder, der Ormrausch – alles fiel schlagartig von mir ab,
und da war wieder nur die Dunkelheit“[96]
impliziert jedenfalls, dass der „Roman, der sich da in [s]einem Kopf formte“[97],
ebenfalls aus seinem Bewusstsein entschwindet. Der Verweis an dieser Stelle auf
das, was Homunkoloss, der Schattenkönig, über das Orm sagte,[98]
lässt gleichzeitig Mythenmetz’ Schilderung des Ormrauschs unglaubwürdig
erscheinen, widerspricht das Erlangen des Orms im Dunkeln des Labyrinths doch
den Aussagen Homunkoloss’, die er in „Die Stadt der Träumenden Bücher“ trifft:
Da ist noch eine Sache, die du über das Orm wissen solltest. Du mußt den Himmel sehen können, wenn du seine Kraft erfahren willst, die Sonne und den Mond. Da unten war ich tot, weil diese Kraft nicht mehr in mir fließen konnte.[99]
*Hildegunst von Mythenmetz’ Verweis zu Beginn des Romans
darauf, dass er „zu dieser Zeit […] einen Ormrausch von einem Weinsuff kaum
unterscheiden“[100]
konnte, stimmt zudem skeptisch. *Moers übergeht diesen Widerspruch zwischen den
zwei divergenten Aussagen von Mythenmetz und Homunkoloss in seinem Nachwort und
fragt stattdessen, den Ormrausch als einen solchen bestätigend:
Was haben die Visionen von Librinauten und Buchlingen, von fremdartigen Schauplätzen, Personen und Wesen während Mythenmetz’ Heimsuchung durch das Orm zu bedeuten? Waren sie eine Vorausdeutung auf das, was ihm im Labyrinth noch blüht? oder war es nur ein literarischer Rausch?[101]
Dass sowohl *Hildegunst von Mythenmetz als auch *Walter
Moers der Aussage Homunkoloss’ widersprechen, überschreibt die Information, die
die Leser einst als innerfiktional gegeben ansehen konnten, und lässt sie
fraglich erscheinen.
Doch nicht nur in der Struktur des Romans, sondern gleichfalls in einzelnen Erlebnissen Mythenmetz’ werden explizit die Ereignisse aus „Die Stadt der Träumenden Bücher“ aufgegriffen und reflektiert. Das offensichtlichste Beispiel hierfür ist die 62 Seiten umfassende Theaterinszenierung von „Die Stadt der Träumenden Bücher“[102], jedoch finden sich in den Alpträumen Mythenmetz’, einerseits auf dem Weg nach Großbuchhaim[103] und andererseits zuvor auf der Lindwurmfeste[104], sowie im Rauch des Qualmoirs[105] ebenfalls derlei Rückgriffe, wennschon diese teils als von Mythenmetz’ imaginiert dargestellt werden. Doppelgänger von Mythenmetz und von anderen Figuren sind nicht nur in der Theatervorstellung, sondern auch innerfiktional im realen Großbuchhaim anzutreffen, so etwa Corodiak Smeik, der eineiige Zwillingsbruder von Hagob Saldaldian Smeik,[106] oder die Mythenmetzpuppe[107], Skulpturen von Buchlingen[108] und Spielwaren in der Gestalt von Lebenden Büchern[109] in den Schaufenstern verschiedener Läden der Stadt. Ferner wird innerhalb von „Das Labyrinth der Träumenden Bücher“ wiederholt das Gefühl des Erinnerns geäußert[110] und etwa am Beispiel der „Lebenden Historischen Zeitung“ das Kopieren des Anderen sichtbar gemacht.[111] Mit dem Buchling, der nach den Schilderungen von Hildegunst von Mythenmetz in „Die Stadt der Träumenden Büchern“ nach ihm benannt wurde,[112] und dessen Absender auf dem Manuskript steht, das den literarischen Lindwurm zu Beginn von „Das Labyrinth der Träumenden Bücher“ erreicht,[113] gibt es hier zudem eine Dopplung Mythenmetz’, die sich daran zeigt, dass er gewissermaßen Absender und Empfänger des an ihn gesandten Manuskripts ist.
Doch nicht nur in der Struktur des Romans, sondern gleichfalls in einzelnen Erlebnissen Mythenmetz’ werden explizit die Ereignisse aus „Die Stadt der Träumenden Bücher“ aufgegriffen und reflektiert. Das offensichtlichste Beispiel hierfür ist die 62 Seiten umfassende Theaterinszenierung von „Die Stadt der Träumenden Bücher“[102], jedoch finden sich in den Alpträumen Mythenmetz’, einerseits auf dem Weg nach Großbuchhaim[103] und andererseits zuvor auf der Lindwurmfeste[104], sowie im Rauch des Qualmoirs[105] ebenfalls derlei Rückgriffe, wennschon diese teils als von Mythenmetz’ imaginiert dargestellt werden. Doppelgänger von Mythenmetz und von anderen Figuren sind nicht nur in der Theatervorstellung, sondern auch innerfiktional im realen Großbuchhaim anzutreffen, so etwa Corodiak Smeik, der eineiige Zwillingsbruder von Hagob Saldaldian Smeik,[106] oder die Mythenmetzpuppe[107], Skulpturen von Buchlingen[108] und Spielwaren in der Gestalt von Lebenden Büchern[109] in den Schaufenstern verschiedener Läden der Stadt. Ferner wird innerhalb von „Das Labyrinth der Träumenden Bücher“ wiederholt das Gefühl des Erinnerns geäußert[110] und etwa am Beispiel der „Lebenden Historischen Zeitung“ das Kopieren des Anderen sichtbar gemacht.[111] Mit dem Buchling, der nach den Schilderungen von Hildegunst von Mythenmetz in „Die Stadt der Träumenden Büchern“ nach ihm benannt wurde,[112] und dessen Absender auf dem Manuskript steht, das den literarischen Lindwurm zu Beginn von „Das Labyrinth der Träumenden Bücher“ erreicht,[113] gibt es hier zudem eine Dopplung Mythenmetz’, die sich daran zeigt, dass er gewissermaßen Absender und Empfänger des an ihn gesandten Manuskripts ist.
Dass sich „Das Labyrinth der Träumenden Bücher“ aus „Die
Stadt der Träumenden Bücher“ speist und anhand dieses Romans entworfen und
gewissermaßen nach dessen Abbild errichtet worden ist, wird den Lesern explizit
vorgeführt, wenn berichtet wird, dass Großbuchhaim aus alten,
versteinerten Büchern wiederaufgebaut wurde, die aus dem
„Hildegunst-von-Mythenmetz-Rüssel“ stammen.[114]
[1]
Walter Moers: Das Labyrinth der Träumenden Bücher, S. 9.
[2]
Walter Moers: Das Labyrinth der Träumenden Bücher, S. 13.
[3]
Katja Pawlik: Von Atlantis bis Zamonien, von Menippos bis Moers, S. 230.
[4]
Jedenfalls beim verbreitetesten Einband. Vgl. O. V.: Liste der Buchausgaben. [http://de.zamonien.wikia.com/
wiki/Liste_der_Buchausgaben].
[5]
Vgl. Walter Moers: Das Labyrinth der Träumenden Bücher, S. 1 und Walter Moers:
Die Stadt der Träumenden Bücher, S. 1.
[6]
Vgl. Walter Moers: Das Labyrinth der Träumenden Bücher, S. 2.
[7]
Ebd.
[8]
Ebd.
[9]
Der vollständige Titel lautet: „Das Labyrinth der Träumenden Bücher. Ein Roman aus Zamonien von Hildegunst
von Mythenmetz. Aus dem Zamonischen
übertragen und illustriert von Walter Moers“. In: Walter Moers: Das
Labyrinth der Träumenden Bücher, S. 3.
[10]
Vgl. Walter Moers: Die Stadt der Träumenden Bücher, S. 1-3.
[11]
Vgl. Walter Moers: Das Labyrinth der Träumenden Bücher, S. 5.
[12]
Vgl. u.a. Walter Moers: Das Labyrinth der Träumenden Bücher S. 35 sowie die
Titelseitenabbildung des Romans.
[13]
Vgl. Walter Moers: Das Labyrinth der Träumenden Bücher, S. 6.
[14]
In „Die Stadt der Träumenden Bücher“ ist neben dem Titel des ersten Teils
„Danzelots Vermächtnis“ eine verlöschende Kerze zu sehen, die auf einem
liegenden Buch steht, in dem ein Papierstück steckt. Vgl. Walter Moers: Die
Stadt der Träumenden Bücher, S. 5. Diese Illustration nimmt an dieser Stelle
den Tod des Dichtpatens motivisch vorweg. Eine Porträtzeichnung von Hildegunst
von Mythenmetz, mit Monokel, in einem Buch lesend, jedoch mit Flügeln, die in
späteren Werken nicht mehr zu ihm gehören, befindet sich vor dem ersten
Kapitel. Vgl. Walter Moers: Die Stadt der Träumenden Bücher, S. 8.
[15]
„Das Motto stellt [...] neben dem Titel eine weitere Schwelle auf dem Weg zum
Text dar.“ In: Ninon Franziska Thiem: Auf Abwegen, S. 219. Denn „das Verwenden
eines Mottos [stellt] immer eine stumme Geste dar[...], deren Interpretation
dem Leser überlassen bleibt.“ In: Gérard Genette: Paratexte, S. 152.
[16]
Walter Moers: Das Labyrinth der Träumenden Bücher, S. 7.
[17]
Der Brand von Buchhaim, der von Homunkoloss verursacht wurde, wird hier mit der
Legende über den ersten Brand von Buchhaim und dem Schwarzen Mann von Buchhaim
aus „Die Stadt der Träumenden Bücher“ verknüpft. Vgl. Walter Moers: Die Stadt
der Träumenden Bücher, S. 99 f., S. 358, S. 365 und S. 471-475.
[18]
Vgl. Walter Moers: Die Stadt der Träumenden Bücher, S. 473-475.
[19]
Walter Moers: Das Labyrinth der Träumenden Bücher, S. 11.
[20]
Ebd.
[21]
Ebd.
[22]
So meint *Mythenmetz in Bezug auf das neue Buchhaim „Sie hatte an einigen
Stellen zugenommen (wie ich) und war ein wenig in die Höhe geschossen.“ In:
Walter Moers: Das Labyrinth der Träumenden Bücher, S. 41.
[23]
Walter Moers: Das Labyrinth der Träumenden Bücher, S. 9.
[24]
Walter Moers: Das Labyrinth der Träumenden Bücher, S. 11.
[25]
Walter Moers: Das Labyrinth der Träumenden Bücher, S. 9.
[26]
In „Die Stadt der Träumenden Bücher“ und in „Rumo & Die Wunder im Dunkeln“
besteht eine Zweiteilung der Romane in Ober- und Unterwelt, sowie in „Ensel und
Krete“ mit den Büchern „Bauming“ und „Der große Wald“ eine ähnliche Trennung,
die zwischen einer zivilisierten, kultivierten und touristisch erfahrbaren Welt
und einem ungeordneten, verworrenen und gefährlichen Anderen unterscheidet.
[27]
Walter Moers: Das Labyrinth der Träumenden Bücher, S. 9.
[28] Der
Mythos und die Mythisierung des Schattenkönigs lasse sich in der Unabschließbarkeit
der Erzählungen über ihn finden, erklärt Sebastian Speth in „Die Arbeit am
Mythos des Hildegunst von Mythenmetz: Walter Moers’ Zamonien-Romane“. Sowohl
Mythenmetz als auch Hachmed Ben Kibitzer meinen in „Das Labyrinth der
Träumenden Bücher“ unabhängig voneinander, dass jemand, der niemals fort war,
nicht zurückkehren kann. Vgl. Walter Moers: Das Labyrinth der Träumenden
Bücher, S. 37 und S. 183. „So haben die verschiedenen Wesensformen der
Buchhaimer Oben- und Untenwelt eine Vielzahl von Namen ersonnen, um diesen
besonders gefährlichen Bewohner der Katakomben [...] zu bezeichnen“. In:
Sebastian Speth. Die Arbeit am Mythos des Hildegunst von Mythenmetz, S. 92.
„‚Ich habe viele Namen‘, murmelte er schließlich. ‚Meffias. Soter. Ubel.
Existien. Erohares. Tetragrammaton. Die Halbzwerge in den oberen Höhlen nennen
mich Keron Kenken. Bei den Dunklen Völkern in den Kellerlabyrinthen haben ich
den Namen Ngyan Spar Du Dung Mgo Gyu’i Thor Tshungs Can. Das kann selbst ich
mir kaum merken.‘ ‚Bist du – der Schattenkönig?‘ fragte ich [Mythenmetz]. ‚Das
ist der idiotischste Name von allen‘, sagte er. ‚So nennen sie mich an der
Oberfläche, stimmt’s? Ja, wenn du willst, bin ich auch der Schattenkönig. Am
besten gefällt mir aber der Name, den mir mal ein alter Freund gegeben hat. Er
nannte mich Homunkoloss. Das trifft es eigentlich am besten.‘“ In. Walter
Moers: Die Stadt der Träumenden Bücher, S. 349. „Hinter diesen Namen stehen verschiedene
Vorstellungskonzepte, die Wesen und Entstehung des Ausnahmephänomens
‚Schattenkönig‘ zu erklären versuchen. So sei er nach der
empirisch-wissenschaflichen Erklärung in den Tiefen der Katakomben entstanden
(vgl. STB 70). Als einen ‚monströse[n] Schädling‘ bezeichnet ihn die sogenannte
‚Buchhändlervariante‘ (STB 69). Daneben findet sich eine ‚Schreckensvariante‘
und eine ‚Kleiderschrank-Variante‘ (STB 70). Die Bewohner Buchhaims versuchen,
sich sein Erscheinen und den durch ihn verursachten Brand der Stadt mit dem
Märchen vom Schwarzen Mann zu erklären, der bereits in der Vorzeit Buchhaim
vernichtet habe (vgl. STB 474; LTB 44). Sie rekurrieren damit auf Bekanntes, um
sich die unfassbare Katastrophe zu erklären – auch wenn es sich bei diesem Bekannten
selbst um einen Mythos handelt.“ In: Sebastian Speth. Die Arbeit am Mythos des
Hildegunst von Mythenmetz, S. 92. „Indem die Figur [des Schattenkönigs] hier
[in der Theateraufführung von ‚Die Stadt der Träumenden Bücher‘] nur als
Schatten auf die Bühne gebracht wird, stellt sich jeder Zuschauer seinen
eigenen Schattenkönig vor. Das radikale Mittel, das als ‚ästhethische[r]
Kraftakt[] des Zuendebringens‘ des Mythos vom Schattenkönig angesehen werden
darf (AaM 685), bringt doch nur weitere Varianten des Mythos hervor: ‚Es gibt
kein Ende des Mythos‘ (AaM 685), der Schattenkönig kehrt zurück.“ In: Sebastian
Speth. Die Arbeit am Mythos des Hildegunst von Mythenmetz, S. 93. Was im
Postskriptum des Hildegunst von Mythenmetz zugesandten Briefs zum Ausdruck
gebracht wird, wenn es dort heißt: „P[.]S. Der Schattenkönig ist zurückgekehrt.“
In: Walter Moers: Das Labyrinth der Träumenden Bücher, S. 26. Eine Aussage, die
der Erzähler *Mythenmetz auf dieser Seite aufgrund ihrer anscheinenden
Wichtigkeit sogleich zweimal wiederholt. Vgl. ebd. Der Librinaut Belphegor
Bogaras meint gegenüber der Schreckse Inazea Anazazi: „[...]‚[...]„Mit Verlaub:
Niemand, der sich etwas länger in den Katakomben aufgehalten hat, glaubt
tatsächlich an den Tod des Schattenkönigs [...]! Jeder Librinaut hat seine
eigene Geschichte über den Schattenkönig auf Lager, jeder Einzelne! Der eine
hat nur sein Rascheln gehört. Der andere sein Wispern. Und noch ein anderer
immerhin sein Lachen. Einige wollen ihn mit eigenen Augen gesehen haben. Und
manche haben ihn angeblich gar gespürt, wenn er in einem dunklen Tunnel in ihr
Ohr flüsterte. [...] Das Letzte, was meine armen Augen gesehen haben, bevor sie
mir aus dem Kopf gerissen wurden – das war der Schattenkönig
[...]“[...]‘[...].“ In: Walter Moers: Das Labyrinth der Träumenden Bücher, S.
170 f. Diese Funktionsweise der Mythisierung des Schattenkönigs und somit sein
Mythos wird dadurch noch einmal ausgestellt, dass Mythenmetz meint, als er sich
allein im dunklen Labyrinth befindet, den Schattenkönig wahrzunehmen und zwar
auf eine Art, wie sie zuvor Belphegor Bogaras beschrieb und die
Theateraufführung sie vorgeführt hat. Vgl. Walter Moers: Das Labyrinth der
Träumenden Bücher, S. 424-426.
[29]
Anne Isabelle François: Le dragon, le traducteur et la « copie originale ».
[https://journals.openedition.org/ trans/1702#ftn30].
[30]
Vgl. Ebd.
[31]
Vgl. Ebd.
[32] Anne
Isabelle François: Le dragon, le traducteur et la « copie originale ».
[https://journals.openedition.org/ trans/1702#ftn30].
[33]
Walter Moers: Weihnachten auf der Lindwurmfeste oder Warum ich Hamoulimepp
hasse, S. 19.
[34]
Ebd.
[35]
Vgl. Walter Moers: Weihnachten auf der Lindwurmfeste oder Warum ich Hamoulimepp
hasse, S. 17-19.
[36]
Walter Moers: Weihnachten auf der Lindwurmfeste oder Warum ich Hamoulimepp
hasse, S. 19.
[37]
*Moers teilte über Facebook mit, dass „im
kommenden Sommer 2016 ein anderes großes Abenteuer mit Hildegunst von
Mythenmetz, ‚Die Insel der Tausend Leuchttürme‘, erscheinen“ werde. In: Walter
Moers: Facebookbeitrag vom 27. Juli 2015. [https://www.facebook.com/WalterMoers/photos/
a.213970515314587.62781.213964001981905/994753827236248/?type=1&theater].
Dass dieser Roman noch nicht veröffentlicht worden ist, wurde von *Moers im
Zuge der Veröffentlichung von „Prinzessin Insomnia & der alptraumfarbene
Nachtmahr“ mit dem Hinweis auf die Arbeit an vielen verschiedenen Projekten zur
selben Zeit erklärt. Vgl. Walter Moers: Mich gibt es wirklich! Ein Bericht zur
Lage der zamonischen Literatur. [http://www.zamonien.de/autor.php]. Im Anhang
des Romans „Der Bücherdrache“ ist eine Leseprobe von „Die Insel der 1000 Leuchttürme“
abgedruckt, jedoch ohne ein konkretes Datum einer künftigen Erscheinung. Vgl.
Walter Moers: Der Bücherdrache, S. 167-187.
[38]
Walter Moers: Ensel und Krete, S. 234.
[39]
Walter Moers: Ensel und Krete, S. 232-234.
[40]
Walter Moers: Die Stadt der Träumenden Bücher, S. 476.
[41]
Vgl. hierzu Manfred Schmeling: Wie Bücher und Texte zum Ereignis werden. Zur
Fiktionalisierung kulturellen Wissens in den narrativen Labyrinthen der
Gegenwart, S. 273.
[42]
Katja Pawlik: Von Atlantis bis Zamonien, von Menippos bis Moers, S. 229.
[43] Pascal
Klenke: Übersetzt aus dem Zamonischen, S. 548.
[44]
Vgl. Walter Moers: Das Labyrinth der Träumenden Bücher, S. 30.
[45]
Vgl. Walter Moers: Die Stadt der Träumenden Bücher, S. 9 und Walter Moers: Das
Labyrinth der Träu-menden Bücher, S. 9 f.
[46]
Vgl. Walter Moers: Die Stadt der Träumenden Bücher, S. 165-168.
[47] Vgl. Walter Moers: Die
Stadt der Träumenden Bücher, S. 152-156.
[48]
Vgl. Walter Moers: Die Stadt der Träumenden Bücher, S. 9 f. und Walter Moers:
Das Labyrinth der Träu-menden Bücher, S. 10 f.
[49]
Vgl. Walter Moers: Die Stadt der Träumenden Bücher, S. 10 f. und Walter Moers:
Das Labyrinth der Träu-menden Bücher, S. 11 f.
[50]
Vgl. Walter Moers: Die Stadt der Träumenden Bücher, S. 12-15 und Walter Moers: Das
Labyrinth der Träu-menden Bücher, S. 13-18.
[51]
Danzelot von Silbendrechsler liegt altersbedingt im Sterben, während Hildegunst
von Mythenmetz beinahe an einem Frühstückshörnchen erstickt. Vgl. Walter Moers:
Die Stadt der Träumenden Bücher, S. 12-15 und Walter Moers: Das Labyrinth der
Träumenden Bücher, S. 13-18.
[52] Pascal
Klenke: Übersetzt aus dem Zamonischen, S. 549.
[53]
Vgl. Walter Moers: Die Stadt der Träumenden Bücher, S. 22-29 und Walter Moers:
Das Labyrinth der Träumenden Bücher, S. 22-26.
[54]
Vgl. Walter Moers: Die Stadt der Träumenden Bücher, S. 30 und Walter Moers: Das
Labyrinth der Träu-menden Bücher, S. 27-30.
[55]
Vgl. Walter Moers: Die Stadt der Träumenden Bücher, S. 30 und Walter Moers: Das
Labyrinth der Träu-menden Bücher, S. 30-39.
[56]
Walter Moers: Das Labyrinth der Träumenden Bücher, S. 23.
[57]
Walter Moers: Das Labyrinth der Träumenden Bücher, S. 12.
[58]
Vgl. Walter Moers: Die Stadt der Träumenden Bücher, S. 28 f. und Walter Moers:
Das Labyrinth der Träu-menden Bücher, S. 22 f.
[59]
Vgl. Walter Moers: Die Stadt der Träumenden Bücher, u.a. S. 18 f., S. 24-29.
[60]
Vgl. Walter Moers: Die Stadt der Träumenden Bücher, u.a. S. 18 f. und S. 336 f.
[61]
„Wie hatte ich mir je anmaßen können, Schriftsteller zu sein? Was hatten meine
amateurhaften Versuche, Gedanken aufs Papier zu krakeln, mit jener Zauberkunst
zu tun, deren Zeuge ich soeben geworden war? Wie könnte ich mich jemals zu
solchen Höhen aufschwingen – ohne diese Flügel der reinsten Inspiration, über
die der Verfasser des Briefes verfügte?“ In: Walter Moers: Die Stadt der
Träumenden Bücher, S. 29.
[62]
Vgl. Walter Moers: Die Stadt der Träumenden Bücher, S. 30.
[63]
Walter Moers: Das Labyrinth der Träumenden Bücher, S. 23.
[64]
Ebd.
[65] Ebd.
[66]
Walter Moers: Das Labyrinth der Träumenden Bücher, S. 24.
[67]
Ebd.
[68]
Vgl. Walter Moers: Das Labyrinth der Träumenden Bücher, S. 24-30.
[69] Pascal
Klenke: Übersetzt aus dem Zamonischen, S. 548.
[70]
Vgl. Walter Moers: Die Stadt der Träumenden Bücher, S. 30-156.
[71]
Vgl. Walter Moers: Die Stadt der Träumenden Bücher, S. 161-465.
[72]
Vgl. Walter Moers: Die Stadt der Träumenden Bücher, u.a. S. 55-71, S. 170-177,
S. 421-424.
[73]
Vgl. Walter Moers: Das Labyrinth der Träumenden Bücher, S. 41-208.
[74]
Vgl. Walter Moers: Das Labyrinth der Träumenden Bücher, S. 208-427. *Mythenmetz
schreibt, dass „[d]er Puppetismus […] auch eine
Art Labyrinth [war], aber ein heller, oberirdischer und farbenfroher Irrgarten,
voller Abwechslung, Unterhaltung, Humor und Kultur. Die größte Gefahr in dieser
Welt bestand darin, zu spät zu einer Uraufführung zu kommen.“ In: Walter
Moers: Das Labyrinth der Träumenden Bücher, S. 305.
[75]
Vgl. Walter Moers: Das Labyrinth der Träumenden Bücher, S. 39 und Walter Moers:
Das Labyrinth der Träu-menden Bücher, S. 42 f.
[76]
Vgl. Walter Moers: Die Stadt der Träumenden Bücher, S. 35.
[77]
Vgl. Walter Moers: Das Labyrinth der Träumenden Bücher, S. 64-82.
[78]
Vgl. Walter Moers: Die Stadt der Träumenden Bücher, S. 87 f. und Walter Moers: Das
Labyrinth der Träu-menden Bücher, S. 88-131.
[79]
So meint Mythenmetz zu sich selbst und seiner Reise: „Dies war nicht die
kopflose Flucht eines Jünglings ins Ungewisse, so wie damals. Beim Orm, ich war
immerhin Hildegunst von Mythenmetz! Ein gestandener Schriftsteller mit solider
Karriere“. In: Walter Moers: Das Labyrinth der Träumenden Bücher, S. 31 f.
[80]
Walter Moers: Das Labyrinth der Träumenden Bücher, S. 11.
[81]
Ebd.
[82]
Walter Moers: Das Labyrinth der Träumenden Bücher, S. 113.
[83]
Ebd.
[84]
Walter Moers: Das Labyrinth der Träumenden Bücher, S. 294.
[85]
Ebd.
[86]
Ebd.
[87]
Vgl. Walter Moers: Das Labyrinth der Träumenden Bücher, S. 337-357.
[88]
Einen solchen Kontrast markiert ebenfalls der Unterschied von Bücherjägern zu Librinauten.
Vgl. hierzu die 26. Fußnote in Teil 1.
[89]
Vgl. Walter Moers: Die Stadt der Träumenden Bücher, S. 285-299.
[90] Corodiak
Smeik schildert, ähnlich wie Homunkoloss, Mythenmetz seine Vergangenheit und
wie diese mit Phistomefel Smeik verbunden ist. Vgl. Walter Moers: Das Labyrinth
der Träumenden Bücher, S. 372-400 und Walter Moers: Die Stadt der Träumenden
Bücher, S. 323-427.
[91]
Vgl. Walter Moers: Die Stadt der Träumenden Bücher, S. 112 f. und Walter Moers:
Das Labyrinth der Träu-menden Bücher, S. 397 f.
[92]
Vgl. Walter Moers: Die Stadt der Träumenden Bücher, S. 127-132 und Walter
Moers: Das Labyrinth der Träumenden Bücher, S. 402-425.
[93]
Vgl. Walter Moers: Die Stadt der Träumenden Bücher, S. 428-475.
[94]
Vgl. Walter Moers: Das Labyrinth der Träumenden Bücher, S. 402-427.
[95] Pascal
Klenke verweist angesichts dieser Kontraste der einzelnen Handlungselemente
darauf, dass „es auch nicht verwunderlich [ist], dass der abgeschlossenen
Handlung des ersten Teils eine unvollständige im zweiten folgt.“ In: Pascal
Klenke: Übersetzt aus dem Zamonischen, S. 549.
[96]
Walter Moers: Das Labyrinth der Träumenden Bücher, S. 426.
[97]
Ebd.
[98]
Ebd.
[99]
Walter Moers: Die Stadt der Träumenden Bücher, S. 471.
[100]
Walter Moers: Das Labyrinth der Träumenden Bücher, S. 15.
[101]
Walter Moers: Das Labyrinth der Träumenden Bücher, S. 430.
[102]
Vgl. Walter Moers: Das Labyrinth der Träumenden Bücher, S. 225-287.
[103]
Vgl. Walter Moers: Das Labyrinth der Träumenden Bücher, S. 37 f.
[104]
Vgl. Walter Moers: Das Labyrinth der Träumenden Bücher, S. 60.
[105]
Vgl. Walter Moers: Das Labyrinth der Träumenden Bücher, S. 107 f.
[106]
Vgl. Walter Moers: Das Labyrinth der Träumenden Bücher, S. 388 f.
[107]
Vgl. Walter Moers: Das Labyrinth der Träumenden Bücher, S. 190-194.
[108]
Vgl. Walter Moers: Das Labyrinth der Träumenden Bücher, S. 133-136.
[109]
Vgl. Walter Moers: Das Labyrinth der Träumenden Bücher, S. 57-59.
[110]
Zum einen seitens Mythenmetz’ gegenüber einem Librinauten und zum anderen
seitens eines Zwergs gegenüber Mythenmetz. Vgl. Walter Moers: Das Labyrinth der
Träumenden Bücher, S. 342 f., S. 353, S. 405, S. 408 und S. 415.
[111]
Vgl. Walter Moers: Das Labyrinth der Träumenden Bücher, S. 71.
[112]
Vgl. Walter Moers: Die Stadt der Träumenden Bücher, S. 464 f.
[113]
Vgl. Walter Moers: Das Labyrinth der Träumenden Bücher, S. 26.
[114]
Vgl. Walter Moers: Das Labyrinth der Träumenden Bücher, S. 45 und S. 71-73.
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