Diese wenigen
Sekunden (0:50-1:09) aus der 16. Folge von "Little Witch Academia" entsprechen in
ihrer Aussage einem rund 450 Jahre älterem Gemälde mit dem pittoresken Titel
"Landschaft mit dem Sturz des Ikarus".
Obschon hier jeweils
auf denselben Themenkomplex referierte wird, sind die Intentionen hinter beiden
jedoch andere. Während Ikarus mit dem Versuch zu fliegen scheitert und ins
Wasser stürzt, sind die beiden Hexen Akko und Lotte auf der Suche nach
bestimmten Objekten, um eine sich ausbreitende Krankheit zu heilen. Gemeinsam
ist beiden Werken, dass ihre Hauptfiguren in diesem Moment von ihrem Umfeld
nicht wahrgenommen werden. Ihr individuelles Schicksal, so bedeutend oder
unbedeutend es für die Allgemeinheit ist, ist nur für den Protagonisten, die
Protagonistinnen selbst und das entsprechende Publikum das Zentrum der
Aufmerksamkeit. Für die Nebenfiguren der jeweiligen Handlung ist ihr Handeln
jedoch nicht von Belang.
In beiden
Ausschnitten tritt damit für das Publikum ein Element der Ernüchterung ein,
dass darin begründet ist, dass die Welt unabhängig von der Hauptfigur und deren
Wahrnehmung beständig in ihrem Treiben fortfährt und somit verdeutlicht wird,
dass die Protagonisten - den Betrachtenden gleich - nur eine Komponente ihrer
Welt sind.
So ist der
abgestürzte Ikarus auf diesem Gemälde im Vergleich zu anderen Bildnissen, die
es von ihm und seiner Geschichte gibt, eben nicht die zentrale Figur, sondern
nur ein Bestandteil dieses Werks und Akko und Lotte verschwinden durch den
veränderten Fokus kurzfristig. Andere Titel haben ihre Figuren auf dieselbe Weise
in bestimmten Szenen entweder in den Hintergrund oder durch das Gegenteil
gezielt in den Vordergrund gerückt.
Das ein solch
bestimmter Themenkomplex motivisch ähnlich eingefangen und abgebildet wird,
zeigt sich nicht nur an diesem Beispiel, sondern ist eine generelle Konstante
menschlicher Erfahrung und deren sprachlichen Vermittlung. Dementsprechend ist,
ob bewusst inszeniert oder unbewusst rezipiert, selten neu, was erzählt wird,
wie es erzählt wird, dagegen schon eher.
Derlei Motive
beruhen auf etwas Tatsächlichem, das in seiner Bedeutung, seiner Wirkung,
seinem Sachverhalt überhöht und in ein leicht verständliches Muster überführt
wurde.
Die Stärkung
durch Energiezufuhr bei der Aufnahme von Nahrung, als ein Beispiel hierfür,
verlängert sich in der Vorstellung des "Du bist was du isst" und geht
soweit, dass man sich durch den Verzehr von Etwas dessen Kraft einverleiben
könne.
Ein anderes
Exempel, mit dem ich es dann hier belassen möchte, sind zwiegesichtige bzw.
gespaltene Persönlichkeiten, die im Sinne "zweier Herzen in einer Brust"
zur Vorstellung, das ein Körper zwei unterschiedliche, dabei aber strikt voneinander
getrennte Entitäten vereine bzw. sich dieser Körper deshalb in zwei separate
Teile spalten könne, überhöht wird.
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