Dieser Blogeintrag soll sich mit der japanischen Zeichnerin, Animatorin und Regisseurin Tomomi Komazaki beschäftigen.
Eisenstein schrieb hierüber: „Meiner Ansicht nach ist aber Montage nicht ein aus aufeinanderfolgenden Stücken zusammengesetzter Gedanke, sondern ein Gedanke, der im Zusammenprall zweier voneinander unabhängiger Stücke ENTSTEHT. [...] Wie in der japanischen Hieroglyphik, wo zwei selbstständige ideographische Zeichen nebeneinandergestellt zu einem Begriff explodieren“3. Denn „[e]ine Attraktion ist jedes aggressive Moment [...], das den Zuschauer einer Einwirkung auf die Sinne oder Psyche aussetzt, die experimentell überprüft und mathematisch berechnet ist auf bestimmte emotionelle Erschütterungen des Aufnehmenden. Diese stellen in ihrer Gesamtheit ihrerseits einzig und allein die Bedingung dafür dar, daß die ideelle Seite des Gezeigten [...] aufgenommen wird“4. Ergo entfaltet ein einzelner Eindruck erst in seinem Wirken im Bilderfluss sein eigentliche Wirkung. Im Animationsfilm, bei dem „vom Künstler eine Reihe von Einzelbildern erschaffen und die Illusion der Bewegung somit erzeugt“5 wird, „lassen sich jegliche beliebigen Bilderfolgen miteinander verknüpfen. Es herrscht völlige kreative Freiheit.“6 Im Animationsfilm zeige sich also im Zusammenspiel zweier Szenen, dass hier nicht nur durch die Verbindung von verschiedenen Sequenzen etwas Neues entstehen kann, wie bei der Eisensteinsche Attraktionsmontage, sondern stattdessen sogar im Zwischenspiel dieser Szenen eine Sinnhaftigkeit durch einen Übergang übermittelt werden kann. Etwas das wohl am trefflichsten als METAMORPHOSE zu bezeichnen ist.
In
einem Interview, dass sie anlässlich der sechsten „Geidai Animation“ und ihrem damals jüngst erschienenen Kurzfilm gab, war zu lesen, dass ihr bei diesem Werk am wichtigsten gewesen
sei, dass beim Ansehen ein sofortiges Verstehen ihrer Ideen und des
Geschehen möglich wäre. Denn obzwar sie sich mit dem Thema Haar
hier denkbar klar war, was darstellbar war, nämlich eine
Protagonistin mit einem Haarkomplex, war ihr Vorgehen zwar geplant,
jedoch hielt sie sich nicht akribisch an jene Stichworte, die sie
nach der Themenfindungen, niedergeschrieben oder in skizzenhaften
Zeichnungen gesammelt hatte.8
Ihre
Werke scheinen allesamt dergestalt überlegt angelegt zu sein, dass
sie unentwegt bewegt wirken, was den wild variierenden Wechsel von
verschiedenen Vorstellungen, visuell vermittelt, trefflich rahmt und
eine Offenheit der narrativen Struktur erzeugt, die den meisten
kurzen Animationsfilmen von Tomomi Komazaki anhaftet und diese
auf die unterschiedlichsten Weisen interpretierbar, aber vorderhand
erfahrbar macht.
Was
in diesem Blogeintrag gesagt wurde bezieht sich vordergründig auf Tomomi
Komazakis universitäre oder
anderweitig ungebundenen Arbeiten, die ihr Schaffen in seiner
freisten und kreativsten Form erkennbar werden ließ, und weit
weniger auf ihre werbende und entwerfende Erwerbsarbeit des letzten
Jahres, auch wenn diesen Animationen gleichfalls mancher interessanter
Aspekt innewohnt.
Tomomi
KOMAZAKI (駒﨑
友海)
„Templex/駒﨑友海“
https://www.youtube.com/watch?v=gbnyGAw3JL0
YouTubekanal:
https://www.youtube.com/channel/UCkWKdX0gMny3JhQ1eSNl0JA
Vimeokanal:
https://vimeo.com/user16094367
als
Animatorin: https://www.youtube.com/watch?v=HIs7yRbpCIU
als Art-Direktorin und Animatorin: https://www.youtube.com/watch?v=PLDU5Wy3Ndw, https://www.youtube.com/watch?v=wFaJ4CCeKzw, https://www.youtube.com/watch?v=cUThXDAD74k, https://www.youtube.com/watch?v=1SdURVpjgEw
als Art-Direktorin und Animatorin: https://www.youtube.com/watch?v=PLDU5Wy3Ndw, https://www.youtube.com/watch?v=wFaJ4CCeKzw, https://www.youtube.com/watch?v=cUThXDAD74k, https://www.youtube.com/watch?v=1SdURVpjgEw
Homepage:
http://tttomomiii.web.fc2.com/
Tumblr:
http://kmzktmm.tumblr.com/
Instagram:
https://www.instagram.com/kmzktmm/
_______
1
Sabine Kyora: (Massen-) Medien. Intermedialität und
Subjektivität bei Alfred Döblin. S. 276.
2
Philipp Löser:
Mediensimulation
als Schreibstrategie: Film, Mündlichkeit und Hypertext in
postmoderner Literatur.
S. 53.
3
Sergej Eisenstein: Dramaturgie der Film-Form. S. 280.
4
Sergej Eisenstein: Montage der Attraktionen S. 60
5 Andreas
Friedrich (Hrsg.): Filmgenres. Animationsfilm. S.10-11
6 Andreas
Friedrich (Hrsg.): Filmgenres. Animationsfilm. S.10-11
7 Hans
Belting: Das echte Bild. Bildfragen als Glaubensfragen. S. 134.
8 Vgl.
http://geidaianimation06dawn.blogspot.de/2015/02/blog-post_76.html.
Belting, Hans: Das echte Bild. Bildfragen als Glaubensfragen. C. H. Beck Verlag, München 2005.
Eisenstein, Sergej: Montage der Attraktionen. In: Franz-Josef Albersmeier: Texte zur Theorie des Films. Reclam, Stuttgart 2003. S. 58-69.
Eisenstein, Sergej: Dramaturgie der Film-Form. In: Albersmeier, Franz-Josef 2003. Texte zur Theorie des Films. Reclam, Stuttgart 2003. S. 275-304.
Friedrich, Andreas (Hrsg.): Filmgenres. Animationsfilm. Reclam, Stuttgart 2012.
Kyora, Sabine: (Massen-) Medien. Intermedialität und Subjektivität bei Alfred Döblin. In: Stefan Keppler-Tasaki: Internationales Alfred-Döblin-Kolloquium- Berlin 2011. Massen und Medien bei Alfred Döblin. Jahrbuch für Interationale Germanistik. Reihe A - Band 107. Peter Lang AG, Bern u.a. 2014.
Löser, Philipp: Mediensimulation als Schreibstrategie: Film, Mündlichkeit und Hypertext in postmoderner Literatur. Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen 1999.
http://geidaianimation06dawn.blogspot.de/2015/02/blog-post_76.html, am 20.11.2017.
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