Dieser Gastbeitrag wurde von Noa verfasst und geringfügig durch diesen Blog verändert.
- picti mundi -
Um den genaueren Werdegang von Masaaki Yuasa zu schildern, genügt dieser Blogeintrag wohl mitnichten, er soll jedoch einen kurzen Überblick über dessen jüngere Werke geben.
Nur zwei Jahre später liefert Yuasa das erste Mal unter Studio Madhouse mit der Serie "Kemonozume" ein wahres Animationsfest ab. In diesen Originalwerk zeigte sich erstmals in aller Deutlichkeit, was Yuasa als Regisseur für eine TV-Produktion auszeichnet: Eine Produktion der besten Animatoren in Japan, gerichtet an Animationsliebhaber und jene, die der Monotonie, der Stagnation und dem Recycling in diesem Medium, der zum Standard vieler Animeserien geworden ist, überdrüssig sind. Glamouröse Zeichnungen sucht man hier vergebens, dafür aber bekommt man Bewegung, Ideenvielfalt, Frische und eine unglaublich abgedrehte und imposante Regie anstatt der üblichen zwar detaillierten, aber auch unbeweglichen und einfachen Animation, wie es in den meisten Serien der Normalfall ist.
Beflügelt vom Erfolg setzte er ebenso zwei Jahre später - erneut bei Studio Madhouse - ein weiteres Originalwerk um: "Kaiba". Hier weiterhin brillant animiert mit frischen Ideen und wieder einmal ein sehr ungewöhnliches Design. Mit "Kaiba" gelang es Masaaki Yuasa seine erzählerischen Stärken auszubauen und dem Publikum eine Geschichte anzubieten, die nicht nur sehr dramatisch, traurig und bewegend ist, sondern auch zum Nachdenken anregt. Hinzu meisterte er es durch seine cartoonhaften Zeichnungen eine Welt zu kreieren, die durch ihren Aufbau, Physik, Gesetze, Bewohner und ihre Gesellschaft so dystopisch sie auch sein mag, doch greifbar und lebensnah wirkt. Zur selben Zeit bot ihn Studio 4°C mit "Genius Party" einen außerordentlichen Spielplatz, an dem er sich mit seinem Kurzfilm "Happy Machine" ganz nach Belieben austoben durfte.
Weitere zwei Jahre ziehen ins Land, immer noch Studio Madhouse und diesmal eine Adaption eines Romans: "Yojouhan Shinwa Taikei" oder eben auch "The Tatami Galaxy". Mit diesem Werk hat Yuasa wohl die komplette Fernsehwelt auf den Kopf gestellt und die Möglichkeiten der Animationen bis zu ihrer Grenzen ausgelotet. Gilt dieser Anime als einer der größten Geniestreiche innerhalb der Branche, was nicht weniger der kongenialen Vorlage zu verdanken ist, erwartet einen hier ein doch eher ansehnlicher Stil und durch die aufgebaute episodische Natur, wird eine Menge Möglichkeiten zum Experimentieren geboten. Gepaart wird der visuelle Spaß mit geringen Live-Action-Sequenzen und einer verschachtelten Erzählung, die sich durch das gesamte Werk selbst in den inneren Aufbau der architektonischen Räumen inmitten der 4 1/2 Tatamimatten erstreckt. Letzeres ist im Blogeintrag "Gezeichnete Räume und ihre mögliche Bedeutung für den jeweiligen Anime" nachzulesen, darüber hinaus befassen sich noch zwei weitere Beitrag, nämlich "Ozu - die Verkörperung des "bösen Prinzips"?" und "Die Bedeutung von Higuchis Lied", mit der narrativen Verschränkung innerhalb dieses Animes
In den folgenden Jahren, bevor er mit "Ping Pong" seine bisher technisch beste Arbeit abliefert, war er für das psychedelisch anmutende Opening für "Welcome to the Space Show", mit der Regie für den ersten über Kickstarter crowdgefundeten Anime "Kick-Heart" und als Regisseur und Drehbuchautor mit einer Folge "Space Dandy" beschäftigt. Ebenso steuerte er für die 163. Episode der US-Zeichentrickserie "Adventure Time" das Drehbuch bei und führte dort ebenso Regie. Seine Arbeit an der US-Serie wurde für den Annie Award nominiert - in jenem Jahr gewann jedoch dann "Frozen".
All das technische Können, das ihm während seiner Karriere lobend zugestanden wurde, verblasst allerdings im Vergleich mit "Ping Pong - The Animation". Bei diesem Anime hat sich Yuasa wohl selbst übertroffen und wohl die beste Adaption eines Manga erschaffen, die man sich vorstellen hätte können. Die Animation gehört zu einer der besten in der Anime-TV-Landschaft und besonders durch die verschiedene Ball- und Kamerafahrten werden hier zugleich vielschichtige Variationen und kreative Perspektiven geschaffen. Zugleich wird der dynamische Fluss des Spiels durch das Panelig unterstützt und gibt nicht nur die Gefühlsebene des Mangas wieder, sondern bietet auch eine Sicht über die im Turnier zuschauenden Spieler während eines Spiels. In puncto Inszenierung wird man hier in den Anime hineingezogen und bleibt gegen Ende fassungslos zurück angesichts dessen, dass es möglich war, dass "Ping Pong" derart spannend erzählt und vor allem animiert werden konnte.
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